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Mini-Serie: Alles, über das "original" irische Halloween - #2


Eine Halloween Rübe von Omenomicon

Bald öffnen sich wieder die Pforten der Hölle. Kleine und große Gespenster, Zombies und Hexen feiern Halloween. Schon lange ist das irische Fest auch in Deutschland angekommen, doch was ist dran, an der Behauptung, Halloween sei ein uraltes keltisches Fest? Wir machen heute einen kleinen Schlenker zu den Mythen und Fakten über den Ursprung dieses Festes. Lassen wir uns überraschen!

Halloween, das ist für Kontinentaleuropäer eine Art Herbstkarneval vom Feinsten. Das Wort Halloween (eigentlich Hallowe’en) benennt den Tag vor Allerheiligen (All Hallows‘ Eve). Halloween sei ein keltisches Fest, heißt es. Dem kann getrost widersprochen werden. Eher könnte schon etwas dran sein, dass Halloween auf das keltische Fest Samhain (gesprochen Sow-een) zurückgeht. Fakt ist, was Keltenfans und die irische Tourismusbehörde erfreut, ist unter Historikern durchaus umstritten. Was man mit Sicherheit sagen kann: Das Fest zelebriert das Ende des Sommers und heißt den Winter willkommen.

*Alle Illustrationen von Omenomicon


Was Hallowe’een in Deutschland mit dem Irak-Krieg zu tun hat

Bevor wir zum eigentlichen, bislang historisch gesicherten Ursprung des irischsten aller irischen Bräuche kommen, sei noch erwähnt, dass Halloween neben Karneval in Deutschland mittlerweile zum wichtigsten Ereignis für die Kostümhersteller geworden ist. Bereits 2005 bezifferte der einschlägige Fachverband den auf Halloween bezogenen Umsatz mit Karnevalsartikeln auf rund 20 Millionen Euro mit jährlichen Steigerungsraten von 20 Prozent. Und alles nur, weil 1991 wegen des Irak-Kriegs der Karneval ausgefallen war. Die Karnevalsbranche – angesichts der dadurch verursachten Umsatzeinbußen – startete einen PR-Feldzug für das Thema Halloween. Höchst erfolgreich wie man heute weiß. Inzwischen gibt es kein Halten mehr. Kürbis-Lichterketten, Kerzenhalter und Tassen in Kürbisform. Hexen- und Totenschädeltassen – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.


Jaysus - was ist nur aus dem irischen Hallowe’een geworden?

Halloween ist auch in den USA ein gigantisches kommerzielles Ereignis. Fernsehserien wie die "Simpsons" oder "South Park" produzieren eigens für diesen Tag Halloween-Specials und im Kino starten die neuesten Horrorfilme. Geisterbahnen, Spukhäuser und verwunschene Waldpfade öffnen teilweise nur für diese Zeit, Süßigkeiten-Produzenten und Kostümhersteller schreiben Umsatzrekorde. Wie schade, denn Hallowe'en galt in Irland als eine Zeit, in der sich die Gemeinschaft auf den kommenden Winter vorbereitete. Das Jahr war fast vorbei, die Nächte wurden länger, und es war die Zeit, in der man glaubte, dass die Verstorbenen zurückkehren durften, um ihre Lieben zu besuchen.

In Irland gingen Kinder traditionell von Tür zu Tür und trugen die Kurzfassung alter, irischer Reime vor. Noch in den 1970er Jahren zogen Kindergruppen kilometerweit durch die irischen Gemeinden, um Reime aufzusagen, Lieder zu singen, an den Türen zu musizieren und dafür Geld, Nüsse, Süßigkeiten, eine Scheibe Barmbrack (Rezept siehe hier) und Lob zu bekommen.

Mitte des 19. Jahrhunderts verließen viele Iren aufgrund von Hungersnöten ihre Heimat und wanderten in die USA aus. Ihr Halloween-Fest nahmen sie einfach mit. Höhlten sie in Irland noch Zuckerrüben aus, um der Legende vom Hufschmied Jack/ Jack O‘Lantern gerecht zu werden, der mit einer von innen beleuchteten Rübe umherirrte, nahmen sie jetzt ersatzweise Kürbis, um ihr Haus zu dekorieren. Das Halloween-Fest änderte sich in den USA mit der Zeit. Das, was wir heute als Halloween erleben, ist teilweise die re-importierte US-Version. Und so werden sich Alt und jung wieder stundenlang kostümieren und schminken, nur, um danach möglichst tot auszusehen. 😉 Andere verrammeln vielleicht panisch die Tür und stellen sich tot, wenn's klingelt, weil sie vergessen haben, Süßigkeiten zu kaufen und die Monster, Zombies, Skelette, Vampire, Hexen und andere schauerliche Gestalten vor der Tür sehr energisch Süßes fordern, damit es nichts Saures gibt.


Wie bitte? Halloween soll gar nichts mit uralten keltischen Wurzeln zu tun haben?

In der Tat sind die Ursprünge bei Historikern umstritten. Halloween gehört indirekt zu den ältesten Traditionen der Welt, da es ein wesentliches Element der menschlichen Existenz berührt: die Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten. Der Brauch hat sich aus alten Ritualen entwickelt, die den Übergang vom Sommer zum Winter markieren, wodurch er mit der Verwandlung in Verbindung gebracht wird, die immer noch ein zentrales Thema des Festes ist. In Ländern auf der ganzen Welt wird eine Art Halloween heute in der einen oder anderen Form gefeiert, vom mexikanischen Tag der Toten bis zum chinesischen Grabfegertag. Lange Zeit hieß es, Halloween gehe auf rund 2000 Jahre alte keltische Wurzeln zurück. Das ist allerdings umstritten, siehe https://web.archive.org/web/20140317122059/http://search.salzburg.com/display/SNZ41-2922809130.10.2010 und siehe auch „Kontroversen um die Kontinuitätshypothese

Halloweenrübe von Omenomicon
Halloween und Samhain

Die frühere Forschung vermutet den ältesten Hinweis auf das Samhain-Fest im schwer zu deutenden Kalender von Coligny aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., dort als ein Fest des Sommerendes (keltisch samos, gälisch samhuinn für „Sommer“), oder zurückgehend auf das irogälische Wort für Versammlung, samain. Diese Vermutung wird wissenschaftlich nicht mehr vertreten. Ein angeblicher Totengott Samhain ist historisch nicht nachweisbar. Erst in deutlich späteren, mittelalterlichen Schriften über die Gebräuche der Kelten wird auf einen Bezug zum Totenreich hingewiesen. Diese sind bereits intensiv christlich beeinflusst (siehe auch Keltomanie).

Im Laufe der Zeit wurde zwar immer wieder behauptet, Samhain sei der keltische Gott der Toten und Halloween sein Fest, doch dieser Irrtum soll auf den britischen Ingenieur Charles Vallancey aus dem 18. Jahrhundert zurückgehen, der mit mangelnden Kenntnissen der Kultur und Sprache über das Samhain-Fest schrieb. Seitdem wird diese Idee gerne wiederholt. Tatsächlich hatte die Kirche ein großes Interesse daran, die heidnischen Traditionen zu christianisieren.


Wechsel der Jahreszeiten - von der Dunkelheit ins Licht

Für unsere heidnischen Vorfahren markierte die Zeit, in der die Ernte abgeschlossen und das Vieh hereingebracht wurde wohl auch den letzten Tag des Jahres. In jenen alten Zeiten war der Winterbeginn - die Zeit der langen Nächte – gleichzeitig der Übergang zum neuen Jahr.

Über die Rituale des Samhain ist de facto nur sehr wenig bekannt, da es - wie viele heidnische Feste - von der Kirche christianisiert wurde. Die verfügbaren Informationen stammen von irischen Mönchen, die die vorchristliche Geschichte ihres Volkes aufzeichneten, sowie von anderen christlichen Schriftgelehrten, die heidnische Riten verunglimpften. Es scheint jedoch so zu sein, dass zu den Festen das Anlegen von Vorräten für den Winter, das Schlachten von Vieh und das Entsorgen der Knochen in "Knochenfeuern" gehörte, die im Laufe der Zeit als Freudenfeuer bekannt wurden. Während dieser Zeit versammelten sich die Gemeinschaften zum Schlemmen und Trinken.

Der Übergang zum neuen Jahr wurde am 1. November gefeiert, wobei die Feierlichkeiten mit dem Sonnenuntergang am Vortag begannen. Der 1. November, Samhain, soll einer der vier wichtigen jahreszeitlichen Kreuzviertel-Tage im Jahresrad gewesen sein. Die anderen Kreuzvierteltage sind Imbolc, Lammas/Lughnasadh und Beltane.

In der Nacht wurden die Flammen alter Feuer gelöscht und neue Feuer als Symbol der Wiedergeburt entzündet. Es war auch die Zeit, in der die Schleier zwischen den Toten und den Lebenden am dünnsten waren und die Seelen von geliebten Menschen wieder zurückkehren konnten. Nach heidnischem Glauben kehrten an diesem Tag die Seelen der Toten in ihre irdischen Häuser zurück, und die Geister konnten das Jenseits verlassen und von den Menschen gesehen werden. Dies ist der Tag, den wir als Halloween kennen, ein Tag, den viele Iren mit dem Verzehr des traditionellen Barmbracks feiern. Halloween wird auch heute noch mit voller Kraft gefeiert. An vielen Orten, nicht nur in Derry und Dublin kennt das Gruseln kein Halten mehr.

Daher folgt #3 der Miniserie: Wo gibt’s die schauerlichsten Halloween Parties?


Wer mehr über die Maskierungen, Traditionen und Hintergründe von Halloween erfahren möchte, wird hier im Nationalmuseum von Irland fündig.

Und hier geht's zur Folge 1 der Halloween-Mini-Serie.

Halloween, Buch "Irland wie es nicht im Reiseführer steht" von Lisalina Sagner

















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