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Irlands Cobh - Bonbonfarbene Häuser, Schiffskatastrophen, Tränen und Abschied

Irland, Cobh, Deck of Cards

Die farbenfrohe Stadt Cobh im Osten von Cork ist der perfekte Ort für den nächsten Kurzurlaub in Irland. Das malerische Städtchen liegt in einem der weltgrößten Naturhäfen und blickt auf eine sehr bewegte Vergangenheit. Wir verraten Euch, was man in Cobh alles sehen und unternehmen kann, und das Beste daran, Cobh kann man ganz prima zu Fuß erkunden.

Leider ist Cobh auch mit zwei der größten Schiffskatastrophen verbunden und auch sonst flossen in diesem Städtchen viele Tränen. Warum? Das erfahrt ihr hier. 2019 wählte Condé Nast Traveler Cobh übrigens zu einer der 25 schönsten Kleinstädte in Europa mit der Begründung, Cobh definiere mit seinen bonbonfarbenen Häuserreihen den Begriff "bezaubernd" ganz neu.


Was hat Cobh zu bieten?


Irland, Cobh, Deck of Cards

1 Ein sehr beliebtes Postkartenmotiv

Als Erstes sorgt Cobh (gesprochen wie das englische Wort "cove"), für ein sehr beliebtes Postkartenmotiv. Die "Deck of Cards" sind eine Reihe schöner Häuser, die wie gestapelt nebeneinander auf einem Hügel zu sehen sind, mit der St. Coloman's Kathedrale im Hintergrund. Es gibt auf der Hügelspitze mehrere Möglichkeiten, das beliebte Panorama einzufangen. Empfehlenswert sind entweder der Cannon O'Leary Place oder Spy Hill.


Irland, Cobh, Titanic

2 Wandern auf dem Titanic Trail

Als die Titanic von Liverpool aus in See stach, legte sie auch in Cobh an. Heute kann man den Weg der Passagiere zum Kreuzfahrtschiff im Jahr 1912 per geführter Tour nachempfinden, indem man dem Titanic Walking Trail durch das Zentrum von Cobh folgt. Der Weg bietet einen großartigen Blick auf den Naturhafen, auf das "Alcatraz Irlands", Spike Island, sowie ein endloses Panorama der Keltischen See. Die Touren starten täglich jeweils um 11 h und um 14 h, dauern 60 bis 70 Minuten und sind familienfreundlich, hunde- freundlich und rollstuhl-geeignet. Parken: Ganztägig kostenlose Parkplätze gibt es an der St. Colman's Cathedral und am Five Foot Way Car Park. Zugverbindung von Cork aus - stündlich.


Irland, Cobh, Denkmal

3 St. Colman's Kathedrale besichtigen

1868 wurde mit dem Bau der Kathedrale begonnen, doch man ließ sich Zeit. Erst 1911 wird sie offiziell eingeweiht. Heutzutage ist sie eine der berühmtesten neugotischen Kathedralen Irlands und nennt stolz eines der größten Glockenspiele Europas ihr eigen - 49 Glocken, um genau zu sein. Es ist das einzige Glockenspiel Irlands. Die größte Glocke, mit stattlichen 3,6 Tonnen Gewicht, ist zugleich die größte Glocke in ganz Irland.

Das Bistum Cloyne führt seine Gründung im 6. Jahrhundert auf den Glaubenslehrer und Mönch Colman (von Cloyne) zurück. Über dessen Kloster und Grab entstand im 13. Jahrhundert die gotische Kathedrale von Cloyne, die im 16. Jahrhundert, wie alle Kathedralen Irlands, der anglikanischen Staatskirche des englischen Königshauses zufiel. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts überlebte die katholische Kirche Irlands nur als Untergrundkirche. Seit 1769 residierte der katholische Bischof von Cloyne in Cobh in ener bescheidenen Pfarrkirche. Mitte des 19. Jahrhunderts, damals war Cobh Auswandererhafen und relativ reich, entstand der Plan für die repräsentative neue Kathedrale, die auch die Unbesiegtheit des irischen Katholizismus symbolisieren sollte.


Irland, Cobh, Titanic Ausstellung

4 Besuch der Titanic Experience Ausstellung

Die legendäre Geschichte der Titanic ist auf der ganzen Welt bekannt. Das verunglückte Schiff legte in Cobh, dem damaligen Queenstown, seinen letzten Halt ein. Das Titanic Experience Cobh Museum befindet sich im Original-Ticketbüro der White Star Line im Stadtzentrum, wo die letzten Passagiere das Schiff betraten. Das Schiff erreichte Roches Point, den äußeren Ankerplatz des Hafens, am 11. April 1912 um 11.30 Uhr. Die letzten 123 Passagiere bestiegen am Pier der White Star Line in Queenstown die Fähren, die sie zum Schiff brachten. Drei reisten in der ersten Klasse, sieben in der zweiten Klasse und die übrigen in der dritten Klasse. Um 13.30 Uhr ertönte ein Pfeifton, der das Auslaufen des Schiffes ankündigte. Insgesamt waren 1308 Passagiere und 898 Besatzungsmitglieder an Bord, als das Schiff von Queenstown aus die lange Reise nach New York antrat. Tragischerweise erreichten 1517 der 2206 Menschen an Bord New York nie.

Das Besuchererlebnis ist in zwei Teile gegliedert: Teil 1 ist eine audiovisuelle Tour, die die Schritte der 123 Passagiere nachvollzieht, die in Cobh an Bord gingen. Das Museum ist definitiv nicht nur etwas für Regentage. Für ein umfassenderes Erlebnis sind die Führungen durch das Titanic-Museum in Cobh zu empfehlen. Bei der Führung wird die Geschichte des Schiffs und der 123 Passagiere, die in Cobh an Bord gingen, näher beleuchtet. Die Führungen finden im Sommer alle 15 Minuten und in der übrigen Zeit des Jahres alle 30 Minuten statt. Man erhält zunächst eine Bordkarte mit den Daten eines der echten Passagiere des Schiffes, so dass man mehr über die Personen erfährt, die in Cobh an Bord gingen. Während der Tour sieht man auch den ursprünglichen Pier, den die Passagiere verließen, um an Bord der Fähren zu gehen und es wird über das Leben an Bord der Titanic gesprochen. In Teil 2 erfährt man anhand von computergenerierten Grafiken, die den Zusammenstoß und den Untergang der Titanic nachstellen, wie das furchtbare Unglück ablief. Nach der 30-minütigen Führung hat man Zeit, den Ausstellungsbereich der Cobh Titanic Experience auf eigene Faust zu erkunden.

Hier ein Video, um eine bessere Vorstellung vom Museum zu bekommen.


Cobh, Heritage Centre, Irland

5 Cobh Heritage Centre

Das Cobh Heritage Centre ist ebenfalls etwas, das man sich nicht nur für Regentage aufheben sollte. Hier kann man die „Queenstown Story“ entdecken und einen Einblick in die Geschichte der irischen Auswanderung, die bis ins Jahr 1600 zurückreicht, gewinnen. Die Ausstellung befindet sich in einem restaurierten viktorianischen Bahnhof. Von Cobh aus wurden Häftlinge nach Australien "transportiert", wie es die Briten nannten, auch die häufig nicht bekannte Geschichte der irischen "Sklaven" auf den Westindischen Inseln wird hier erzählt. Mehr zum Thema Irland und Sklaverei: https://www.9lebenverlag.com/post/schon-gewusst-die-vergessene-geschichte-irland-und-die-sklaverei

Man wandelt auf den Spuren von 2,5 Millionen Erwachsenen und Kindern, die über Cobh mit "Sargschiffen", frühen Dampfschiffen und schließlich mit den großen Ozeandampfern aus Irland auswanderten. Eindrücklich sind die Bedingungen an Bord der frühen Auswandererschiffe bzw. der "Sargschiffe" dargestellt und man erlebt auch, wie das Leben an Bord eines Sträflingsschiffs, das Cobh 1801 in Richtung Australien verließ, aussah.


Irland, Co. Cork Spike Island by Guliolopez
Fort Mitchel, Spike Island, by Guliolopez

6 Ein Besuch von Irlands Acatraz - Spike Island

Es ist nur eine kurze Fahrt mit der Fähre von Cobh hinüber zur oft übersehenen Spike Insel.

Ursprünglich war das Gefängnis von Spike Island der Standort einer Klostersiedlung aus dem 6. Jahrhundert, aber seit über 200 Jahren wird es von der Sternförmingen Festung „Fort Mitchel“ beherrscht. Mönche und Klöster, Aufrührer und Rotröcke, Kapitäne und Sträflinge, Sünder und Heilige prägten die abwechslungsreiche Geschichte der Insel. Um 1850 herum wird Spike Island zum größten Gefängnis der Welt, "Irlands Alcatraz". Nicht zufällig fällt das in die Zeit der großen irischen Hungersnot. Die Behandlung der Häftlinge galt als grausam. Der sogenannte Strafblock, der einzige speziell gebaute Zellenblock im Fort, errichtet als Reaktion auf den Mord an Wärter William Reddy im Jahr 1856, bestand aus 28 Einzelhaftzellen. Sie beherbergten die gefährlichsten Gefangenen. Jeder von ihnen wurde schwer angekettet und von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, wobei ein Schleier die Augen verdeckte. In den ersten Jahren des Blocks enthielten die Zellen nur einen Stuhl - die Gefangenen mussten auf dem Boden schlafen. Auf Spike Island gab es viele Selbstmordversuche und der Strafblock war der Hauptgrund dafür, dass Spike Island als „Hölle auf Erden“ galt. Die Insel ist mit Massengräbern übersät. Kein Wunder, unter den miserablen Bedingungen und der Überbelegung während der schlimmsten Jahre der irischen Hungersnot. Hier (englischsprachig) mehr Infos über Spike Islands Geschichte.

Wie kommt man nach Spike Island? Um nach Spike Island in Cork zu gelangen, nimmt man eine Fähre vom Kennedy Pier. Die Fähre braucht etwa 15 Minuten für die Hin- und Rückfahrt und fährt mehrmals am Tag. Im Ticketpreis für eine der Spike Island-Touren ist die Überfahrt mit der Fähre inbegriffen. Das Ticket für die Rückfahrt gilt für 3,5 Stunden später; d. h. man sollte mindestens 4,5 Stunden für den Besuch einplanen. Nach der Ankunft auf der Insel führen Guides durch das Fort - dies dauert in der Regel 40 Minuten. Von dort aus kann man die Gebäude und Insel auf eigene Faust erkunden. Vor Ort gibt es ein Café, einen Geschenkeladen sowie Toiletten.

Achtung! Es gibt zwei Arten von Touren: die Tagestouren und die Touren nach Einbruch der Dunkelheit. Tagestour: Zu erwarten sind authentische Gefängnisgebäude, faszinierende Museen und Ausstellungen sowie malerische Wanderwege mit atemberaubenden Aussichten. Außerdem gibt es eine kostenlose Karte der Festung und ein Geschichtsquiz für Kinder, um die Kleinen zu unterhalten. (Dauer: 3,5 Stunden)

Abendtour: Bei dieser Tour zeigt sich Spike Island buchstäblich in einem ganz anderen Licht. Kerzenbeleuchtete Korridore, unheimliche Tunnel und verlassene Gefängniszellen erwarten einen bei den After-Dark-Touren, die für alle Bereiche zugänglich sind. Bei dieser vollständig geführten Tour tauchen fachkundige Führer in die düstere Geschichte des einst berüchtigtsten Gefängnisses Irlands ein und erzählen schaurige Geschichten über die Mörder und Abartigen, die hier einst ihr Unwesen trieben. (Dauer: 3 Stunden, nur für Personen ab 16 Jahren geeignet!) Hier weitere Informationen über Halloween auf Spike Island und andere Veranstaltungen.


Die Plätze auf den Fähren sind begrenzt; es wird daher die Vorbestellung der Tickets empfohlen. Hier kann man die Tickets buchen.

Parken - Kostenlose Parkplätze stehen auf dem Five Foot Way Car Park in der Nähe des Cobh Heritage Centre zur Verfügung, das einen Kilometer vom Stadtzentrum und der Abfahrtsstelle der Fähre entfernt ist (10 Minuten Fußweg). Gebührenpflichtige Parkplätze gibt es auf dem Parkplatz an der Kathedrale von Cobh, der nur fünf Gehminuten von der Abfahrtsstelle der Fähre entfernt ist. Das Parken auf der Straße im Stadtzentrum von Cobh ist auf 3 Stunden begrenzt und daher für Besucher von Spike Island nicht geeignet.

Achtung, Hunde sind nicht erlaubt!

Zugänglich für Kinderwagen, Rollstuhl etc.? Sowohl am Cobh-Pier als auch am Spike-Island-Pier gibt es zwei rollstuhlgerechte Pontons, die den Zugang zur Fähre erleichtern. Bei Flut ist der Zugang über eine Rampe einfacher und weniger steil. Auf der Insel angekommen, gibt es einen kurzen, aber steilen Anstieg (400 m), bevor man das Fort erreicht. Es gibt einen gepflasterten, rollstuhlgerechten Fußweg vom Pier hinauf zur Festung und um die innere Festung selbst herum. 10 der 12 Ausstellungsräume und Museen auf der Insel sind für Rollstuhlfahrer zugänglich. Alle anderen öffentlichen Bereiche, einschließlich des Cafés und des Souvenirladens, sind für Rollstuhlfahrer zugänglich.


Geist

7 Geisterführung durch Cobh

Bei einer 50-minütigen Geisterführung durch Cobh lauscht man den lokalen Erzählungen über Erscheinungen am Ufer des Wassers, sieht sich die alten Gebäude in der Stadt an, in denen es spuken soll. Es gibt Geschichten von Menschen, die von dem, was sie gesehen und gehört haben, versteinert wurden.


Irland, Cobh, Denkmal

8 Cobh Kultur-Tour

Ein geführter Rundgang auf dem Titanic Trail durch Cobh in Kombination mit dem Eintritt in das Queenstown Story Heritage Centre. Täglich um 11 Uhr kann man das „Beste aus beiden Welten“ bekommen. Erstaunliche Einblicke in die Geschichte der RMS Titanic und der Lusitania, verbunden mit einem gemütlichen Spaziergang durch die architektonisch gut erhaltenen Straßen und Gebäude. Ganztägiger Eintritt in das Queenstown Story Heritage Centre mit seinen Informationen über Auswanderung und Umsiedlung, Sträflingstransport.


Cobhs Geschichte im Schnelldurchlauf

Cobh ist heute auch ein Ausflugsort für Besucher aus Cork City und die Passagiere vieler Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen festmachen. Erstmals erwähnt wurde der Ort 1750 unter dem Namen Cove (the Cove of Cork), 1849 erfolgte die Umbenennung in Queenstown aus Anlass des Besuchs von Königin Victoria. 1922 wurde mit der Unabhängigkeit Irlands der englische Name Cove schließlich in die irische Schreibweise Cobh geändert. Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich das Dorf während der Napoleonischen Kriege zum Flottenstützpunkt. In diese Zeit fallen auch Cobhs Anfänge als Auswandererhafen. Von hier aus verließen ca. 2,5 Millionen der insgesamt sechs Millionen Emigranten zwischen 1848 und 1950 ihre irische Heimat. Die erste Dampfschifffahrt zwischen Irland und und England begann 1838 in Cobh. Weiterhin war Cobh von 1921 bis 1939 siebenmal Zielhafen der Weizenregatta, einem Wettrennen der Windjammer auf Frachtfahrt von Australien nach Europa, das veranstaltet wurde, um schnellere Fahrten der Frachtschiffe zu erreichen. Im Ersten Weltkrieg war Queenstown dann Basis der britischen und amerikanischen Marine.

Die Geschichte Cobhs (damals Queenstown) ist auch eng mit der Schiffskatastrophe der Titanic und der Lusitania verknüpft.

Irland, Cobh, Grabstein für die Toten der Lusitania

Das Passagierschiff Lusitania wurde am 7. Mai 1915 auf der Fahrt von New York nach Liverpool 40 Kilometer entfernt vor dem Old Head of Kinsale von dem deutschen U-Boot U 20 torpediert und sank schnell. Die Überlebenden wurden nach Queenstown gebracht. Knapp 300 der etwa 1200 Opfer konnten geborgen werden; weit über hundert Tote sind auf dem Clonmel Cemetery beigesetzt. Dieser Friedhof (auch Old Church Cemetery) birgt so viel irische Geschichte an einem Ort - vom Boxer Jack Doyle bis zu den Massengräbern der Lusitania - er ist auch Teil des Titanic Trails.


Fazit: Wer in der Nähe von Cork ist, sollte Cobh unbedingt auf der Liste haben. Cobh lohnt sich – egal, ob nur für einen Tagesausflug, oder um mehr über die RMS Titanic zu erfahren, die hier im April 1912 die letzten Passagiere vor ihrer schicksalhaften Fahrt abholte, oder um die irische Auswanderhistorie besser zu verstehen. Man kann sich einfach einen richtig guten Tag dort machen.

Buch Irland wie es nicht im Reiseführer steht von Lisalina Sagner




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