Irische Nachnamen spiegeln die lange Geschichte Irlands wider, von den Tagen der keltischen Könige bis zu den aufeinanderfolgenden Invasionen in der Neuzeit. Ich selbst fand es überaus spannend, bei unseren irischen Freunden bereits anhand des Nachnamens eine Idee davon zu bekommen, ob der- oder diejenige normannische Vorfahren hat oder - lang ist's her - Wikingerblut in sich trägt. Vielleicht stammt der Nachname aber auch aus der Zeit der Hugenotten oder den Pfälzern in Irland? Von Engländern, die es immer wieder nach Irland verschlagen hat, ganz zu schweigen. Diese Eroberungs- und Einwanderungswellen haben sich in den irischen Nachnamen niedergeschlagen - frei nach der Devise "Sage mir Deinen Namen und ich sage Dir, woher Dein Name stammt", damit könnt ihr beim nächsten Stehempfang mal für großes Staunen sorgen, wetten? Los geht's! Machen wir einen Schlenker in die faszinierende Welt der irischen Nachnamen!
Von den Wikingern beeinflusste gälische Nachnamen
Eine Reihe von irischen Nachnamen zeigen deutlichen Wikinger-Einfluss. So leitet sich beispielsweise der Nachname MacAuliffe vom gälischen „Mac Amhlaoibh“ ab, was „Sohn von Olaf“ bedeutet - Olaf ist ein geläufiger nordischer Name. In ähnlicher Weise hat der Nachname MacManus seine Wurzeln im gälischen „Mac Maghnúis“, was „Sohn von Magnus“ bedeutet, einem weiteren verbreiteten nordischen Namen. Der Nachname Doyle hingegen stammt aus dem gälischen „Ó Dubhghaill“, was übersetzt „Nachkomme des dunklen Fremden“ bedeutet - eine Anspielung auf die Wikinger, die sich in Irland niederließen.
Normannische Nachnamen in Irland
Als die Normannen Irland erobern, kommen auch ihre Nachnamen nach Irland. Einige bemerkenswerte Beispiele für normannische Nachnamen in Irland sind Burke, auch Bourke (abgeleitet von de Burgh), FitzGerald, FitzHenry, Butler (von le Boteler), DeLacy, Roche und De Courcy. Der normannische Nachname Burke stammt übrigens aus der Gemeinde Caen in der Normandie (de Burgh bedeutet „aus der Gemeinde“). Die Burkes sind seit dem 12. Jahrhundert in Irland ansässig, hauptsächlich in der Provinz Connacht.
Eines der auffälligsten Merkmale normannischer Nachnamen in Irland ist die Verwendung der Vorsilbe „Fitz“, die von dem altfranzösischen Wort „fils“ (Sohn) abgeleitet ist. Diese Vorsilbe wurde in ähnlicher Weise wie das gälische Mac oder das nordische son verwendet, um eine patronymische Beziehung anzuzeigen. Kilkenny, das jahrhundertelang eine normannische Festung war, ist auch ein gutes Beispiel. Namen wie Aylward, Blanchfield, Butler, Cantwell, Dollard, Forrestal, Shortall und Stapleton sind heute noch in Kilkenny alltäglich, obwohl sie außerhalb dieser Region ziemlich selten sind. Ähnlich in Co. Meath, wo es lange Zeit auch eine dominante normannische Präsenz gab, dort findet man Barnwall, Dardis und Nangle. Cork wiederum hat seine Familien Barry, Beamish, Cadogan, Cogan und Lucey, obwohl diese ursprünglich hauptsächlich in der Gegend von East Cork gefunden wurden, die Normannen wagten sich zunächst nicht viel weiter nach Westen. Weitere typisch normannische Nachnamen:
Archdeacon,/Cody, Aylward, Barron, Barrett, Barrie, Barry, Bermingham, Blake, Bluitt, Bonds, Bourke, Brannagh, Brett, Britt, Britton, Brown, Browne, Burke, Brew, Bryan, Butler, Campion, Cantillon, Cantwell, Carew, Chambers, Claire, Clare, Codd, Cody ,Cogan, Colfer, Condon, Comerford, Cooney, Courcey, Crosbie, Crozier ,Cullen ,Cummiskey, Cusack, Dalton, Darcy, D’Arcy, Day, Dillon, Fagan, Field, Fitzgerald, Fitzgibbon, Fitzhenry, Fitzsimmons, Fitzsimons, Fitzstephens, Fleming, Flemming, Francis, French, Furlong, Gibbons, Grace, Griffin, Griffith, Hackett, Hays,Hussey ,Jordan, Joyce, Keating, Lacey ,Lawless, Liston, Logan, Lucey, Lynch, Lyons, Marshall, Martin, McQuillan, Molyneux, Morris, Morrissey, Nagle, Nangle, Nugent, Plunkett, Power, Powers, Prendergast, Punch, Prior, Purcell, Redmond, Rice,Roach, Roberts, Roche, Rochford, Russell, Savage, Sinnott ,Stapleton ,Stephens ,Talbot ,Tyrrell, Wade, Wall, Walsh, Welsh, White, Wolfe, Wyse.
Britische Nachnamen in Irland
Im 17. Jahrhundert fallen die Briten erneut in Irland ein, als die Truppen von Oliver Cromwell brutal die Kontrolle über das Land übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt werden die Namen förmlich anglisiert, da die Engländer versuchen, die irische Kultur auszurotten. Das hat auch Folgen für die Nachnamen; wir nehmen mal das Beispiel der normannischen, längst irisch gewordenen "Roches". Wenn englische Beamte Namen z. B. aus steuerlichen Gründen übernahmen, interpretierten sie den Namen so, wie er für sie klang. Aus diesem Grund gibt es oft leichte Variationen desselben ursprünglichen Namens wie Roche, Roach und Roch.
Wie gesagt, Engländer sind schon immer nach Irland gekommen, ob als Eroberer, oder im Zuge der Plantations und manche einfach, weil es ihnen in Irland gefiel. Das hat zur Folge, dass in England gebräuchliche Namen wie Smith oder Collins auch in Irland häufig und üblich sind. Allerdings ist es nicht immer so eindeutig, wie es scheinen mag. Während viele Träger dieser Namen von englischen Siedlern oder Einwanderern abstammen, tragen andere einen Namen, der genauso klingt und geschrieben wird wie ein englischer Name, doch dennoch anderen Ursprungs ist.
So kann eine Familie mit dem Namen Collins englische Vorfahren haben, genauso gut kann sie vom Clan der Cullane (O'Coileain) abstammen, deren Namen in Collins, Cullen und Cullinan anglisiert wurde. Während viele englische Namen, die in Irland gebräuchlich sind, erst vor relativ kurzer Zeit entstanden sind, gibt es einige schon viel länger. Sie sind häufig in Ortsnamen zu finden, wie z. B. die Bagenals von Bangenalstown in Co. Carlow oder die Edgeworths von Edgeworthstown in Longford, die zu einer Gruppe von elisabethanischen Siedlern gehörten, die im 16. Jahrhundert nach Irland kamen.
Während Cromwells Herrschaft und nach seiner Invasion in Irland kam eine weitere Welle von Engländern, die Namen wie Woodcock, der im Südosten immer noch anzutreffen ist, und Upton, der in Co. Clare recht häufig vorkommt, mitbrachten. Andere Namen englischen Ursprungs, die in Irland relativ häufig vorkommen, sind Courtney, Hatton, Boyle, Carew, Denny und Browne. Dabei stellt sich die Frage: Katholisch oder protestantisch? Es ist leicht, vorschnell zu dem Schluss zu kommen, dass ein Name englischen Ursprungs ist, nur weil er in England häufig vorkommt. Es kann aber auch sein, dass in den Jahren, in denen die Verwendung gälischer Namen verboten war, ein irischer Name in einen nicht verwandten oder ähnlich klingenden englischen Namen „übersetzt“ wurde, oder dass der Name eines Vermieters oder Arbeitgebers als Alternative angenommen wurde. Der Name Harrington, der in jüngster Zeit durch den überragenden Golfspieler Padriag Harrington weltberühmt wurde, ist ein gutes Beispiel. Dieser in Irland recht häufig vorkommende Name klingt zwar englisch, aber seine Herkunft ist nicht immer klar, und es kann sich auch um die Übersetzung eines gälischen Namens oder sogar um einen adoptierten Namen handeln. Als Faustregel gilt: War der Träger des Namens protestantisch, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er aus England stammt. War der Träger jedoch katholisch, ist es wahrscheinlicher, dass es sich um eine anglisierte oder angenommene Alternative zu einem gälischen Namen handelt. Diese Regel kann auch auf andere Namen angewandt werden. Obwohl sich Namen im Laufe der Jahre häufig änderten, taten dies die religiösen Überzeugungen nur sehr selten.
Anglisierung irischer Nachnamen
Ab dem 16. Jahrhundert führt die englische Herrschaft in Irland zur weitverbreiteten Anglisierung irischer Nachnamen. Ein Prozess, bei dem viele traditionelle gälische Namen übersetzt oder an englische Rechtschreibungskonventionen angepasst werden. Beispiele für diesen Prozess sind der Nachname O'Neill, der oft einfach auf Neill verkürzt wird, und MacCarthy, der seine ursprüngliche gälische Schreibweise von Mac Cárthaigh verliert, um McCarthy zu werden. Diese Anglisierung beschleunigt sich im 19. Jahrhundert noch, da viele irische Emigranten ihre Namen anglisieren, um sich in Ländern wie den USA, Kanada und Australien besser zu assimilieren.
Dennoch, einige gälische Nachnamen bestehen bis heute in ihrer ursprünglichen Form oder erlitten nur geringfügige Änderungen - Beispiele sind: O’Connor (Corhobhair), O'Sullivan (S'illeabháin) und O'Donoghue. Die Callaghans waren eine mächtige Familie in der Provinz Munster. Personen mit dem irischen Nachnamen Callaghan (auch Callahan geschrieben) sind am häufigsten in Clare und Cork zu finden. Campbell-Familien sind in Donegal (die meisten stammen von schottischen Söldnern ab) und in Cavan weit verbreitet. Campbell ist ein beschreibender Nachname und bedeutet „krummer Mund“. Der Familienname O'Clery (anglisiert zu Clarke) ist einer der ältesten Familiennamen in Irland und am häufigsten in Cavan anzutreffen.
Französiche Nachnamen in Irland und die Rolle der Hugenotten
Diese Namen sind nicht alltäglich, aber sie sind sicherlich interessant! Die Menschen, die sie mitbrachten, kamen zu einer Zeit nach Irland, als die Protestanten in Kontinentaleuropa religiös verfolgt wurden, vor allem durch die katholische Monarchie in Frankreich. Eine große Zahl von Protestanten flieht zu dieser Zeit aus Frankreich und Deutschland, die meisten nach England, wo es einen wohlwollenden protestantischen König gibt, einige aber auch nach Irland, wo sie von den englischen Machthabern Land erhalten!
In der Merrion Row in Dublin, in der Nähe des Shelbourne Hotels am St. Stephan's Green, gibt es einen Hugenottenfriedhof; die Grabsteine weisen mehr als 200 Nachnamen auf, was auch zeigt, wie groß bzw. klein die Gemeinschaft einst war. In der St.-Patrick's-Kathedrale, wo eine kleine Kapelle für die hugenottische Gemeinde eingerichtet wurde, erinnert eine Glocke an die Ankunft der französischen Hugenottenflüchtlinge in Dublin.
Im 17. und 18. Jahrhundert werden die französischen calvinistischen Protestanten von der katholischen Monarchie verfolgt und entfremdet, so dass bis zu 500 000 von ihnen aus dem Land fliehen. Eine kleine Anzahl von ihnen, die fast alle aus der Umgebung der französischen Stadt La Rochelle stammen, zieht es nach Irland. Sie lassen sich in kleinen Gemeinden in Portarlington, Youghal, Waterford, Cork, Lisburn, Dublin und vielleicht am bekanntesten, in Portarlington im Co. Laois nieder. Um 1700 leben mehr als 500 Franzosen in Portarlington auf Land, das König Wilhelm dem Marquis de Ruvigny gewährt hat. Mehrere Orte in Irland tragen die Spuren dieser hugenottischen Präsenz noch in Straßennamen, wie die D'Olier Street in Dublin, und in Gebäuden, wie der Französischen Kirche in Portarlington. Auf dem an die Kirche angrenzenden Friedhof finden sich viele Grabsteine mit französischen Namen und die hugenottischen Namen Blanc, Champ und Cobbe sind in der Gegend noch immer recht häufig anzutreffen.
Viele von denen, die aus Frankreich flohen, kehrten zurück, als die Lage sicherer ist, andere blieben; sie sind die ursprünglichen Träger hugenottischer Namen, die man heute noch in Irland findet, wie Guerin, Millet, Trench und Deverell. Diese Namen sind meist noch in den Gebieten zu finden, in denen sich ihre Vorfahren vor Hunderten von Jahren niederließen.
Der große Einfluss der Hugenotten auf Irland
Obwohl die Hugenotten-Gemeinden nicht sehr zahlreich waren, spielten sie in der Geschichte Irlands eine wichtige Rolle, vor allem bei der Entwicklung der irischen Textilindustrie. Sie bringen das Wissen über die Leinenherstellung mit und etablieren zum ersten Mal die Produktion von Leinen, Seide und Popeline in Irland. Das weltberühmte irische Leinen verdankt seine Existenz diesen vor langer Zeit aus Frankreich eingewanderten Menschen. Andere beteiligen sich an der Einfuhr von Wein und Branntwein und nutzen ihre Kontakte in Frankreich, um Handelsbeziehungen zu knüpfen. Auch die Müllerei ist mit den hugenottischen Gemeinschaften verbunden. Sie sind sehr erfolgreiche Geschäftsleute, die aufgrund ihrer calvinistischen Arbeitsethik und ihres relativ hohen Bildungsniveaus gut gerüstet sind, um in einer Zeit, in der Dublin schnell wächst und zu einer wohlhabenden Stadt wird, erfolgreich zu sein. Der vielleicht berühmteste irische Hugenotte ist Joseph Sheridan Le Fanu, ein Autor gotischer Krimis, die im viktorianischen Zeitalter zu Bestsellern wurden.
Pfälzische Familiennamen in Irland
Anfang des 18. Jahrhunderts fallen die Franzosen in die Pfalz ein und vertreiben die lutherische Bevölkerung. In den frühen 1700er Jahren landen etwa 3000 von ihnen in Irland, im Wesentlichen als Flüchtlinge unter dem Schutz englischer Grundherren, und jedem von ihnen wird acht Morgen Land zu einer nominellen Pacht von fünf Schilling pro Morgen und Pachtverträgen von „drei Leben“ zugewiesen. Außerdem erhalten sie für die ersten sieben Jahre ihres Aufenthalts einen nicht unbeträchtlichen Zuschuss von 40 Schilling pro Jahr. Zu dieser Zeit zahlen irische Pächter 35 Shilling pro Morgen und haben kaum oder gar keine Besitzrechte, so dass die Neuankömmlinge, kaum verwunderlich, nicht gerade mit offenen Armen empfangen werden. Etliche Pfälzer verlassen Irland nach wenigen Jahren, da man ihnen das Leben schwer macht. Die meisten Pfälzer-Familien ließen sich im County Limerick nieder, vor allem in der Gegend um Rathkeale und Adare, eine kleinere Anzahl in Kerry, Clare und anderen Grafschaften.
Geschätzt leben heute nur noch etwa 500 Menschen pfälzischer Herkunft in Irland, aber einige Namen aus dieser Zeit sind erhalten geblieben, darunter Fizelle, Fyffe, Ruttle, Glazier, Shouldice und Switzer. Benner ist ein Name, den manche Irlandbesucher kennen - Benner's ist ein alteingesessenes und beliebtes Hotel in Dingle. Im Gegensatz zu den Hugenotten waren die pfälzischen Siedler Landwirte, sie blieben meist auf dem Land, und die meisten ihrer Nachkommen, die heute in Irland leben, sind immer noch Bauern. Die Irish Palatine Association ist übrigens sehr aktiv in der Erforschung und Bewahrung der Geschichte der irischen Palatine-Familien. Weitere pfälzische Namen in Irland: Alton, Baker, Barkman, Bovenizer, Bowen, Cole, Cooke, Corneille, Cronsberry, Crow, Delmege, Doupe, Embury, Gleasure, Green, Hartrick, Heavenor, Heck, Hoffman, Hornick, Jacob, Laurence, Legear, Long, Lowe, Mick, Miller, Modler, Piper, Poff, Poole, Rhinehart, Smyth, Shire, Shouldice, Sparling, Steepe, St.John, Switzer, Teskey.
Irische Nachnamen nehmen natürlich im Bereich der Genealogie einen wichtigen Platz ein, da sie ein reichhaltiges Geflecht historischer und kultureller Einflüsse darstellen, die die Identität der Insel geprägt haben. Einer der faszinierendsten Aspekte der irischen Nachnamen liegt in den beträchtlichen Auswirkungen der Invasionen der Wikinger, Normannen und Engländer auf die Namensgebungskonventionen der Insel und überhaupt zeigt sie die komplexe Vergangenheit Irlands.
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