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Irland - die besten Tagesausflüge von Dublin aus - mit Stanley Kubrick im Carton House

Tyrconnel Tower, Co Kildare, IrlNS

Wer weiß, wo Kubricks "Barry Lyndon" gedreht wurde? Na? Oder der US-amerikanische Kriegsfilm "The big red one"? Die Antwort ist ganz einfach: Dort, wo auch Königin Victoria, Prinzessin Grace und Prinz Rainier zeitweise wohnten, Ihr wisst schon, im Carton House, Co. Kildare. Bevor wir näher auf die überaus bewegte Geschichte von Carton House eingehen, stellen wir den dort befindlichen Tyrconnell Tower vor, der das Mausoleum für Richard Talbot werden sollte. Und jetzt gerne auch der Reihe nach ;-)


Der Tyrconnell Tower des Carton Landguts steht auf dem Gipfel eines Hügels, der den heutigen Carton House Golf Club überragt. Ein bemerkenswerter Blickfang in Nord-Kildare und Süd-Meath, benannt nach Richard Talbot, Herzog von Tyrconnell, der zwischen 1687 und 1689 Vizekönig war.



Carton House - 800 Jahre Familiengeschichte mit Hinrichtungen, Spielschulden und Psychiatrie
Irland, Co. Kildare, Carton House

Wenn die Mauern von Carton House erzählen könnten ... sie haben in der mehr als 800-Jährigen Geschichte wahrlich viel gesehen. Alles begann 1170, als Normannen Dublin einnahmen. Der cambro-normannische Adlige Maurice FitzGerald, Lord of Lanstephan, (ca. 1105–1176) spielte dabei eine wichtige Rolle; zum Dank wird er zum Lord of Maynooth erhoben und erhält das Gebiet, in dem heute Carton House liegt. Sein Sohn, Gerald FitzMaurice (ca. 1150 –1204) wird der 1. Baron Offaly und sein Nachfahre John FitzGerald, 4. Baron of Offaly, (ca. 1250 –1316) wird der 1. Earl of Kildare. Unter Gerald FitzGerald, 8. Earl of Kildare, (ca. 1456 - ca. 1513), der lange das Amt des Lord Deputy of Ireland innehatte, werden die FitzGeralds die eigentlichen Herrscher der Lordschaft Irland; später abgelöst durch das Königreich Irland. Aber der unglückselige Enkel des 8. Earls, Thomas FitzGerald, 10. Earl of Kildare, (1513–1537), auch Silken Thomas genannt, wird zusammen mit seinen fünf Onkeln im Februar 1537 in Tyburn, dem Galgenplatz Londons, hingerichtet, weil er einen Aufstand gegen die englische Krone angezettelt hatte, dazu findet man hier mehr ...


Das Elend der britischen Besatzung beginnt ... Danke für gar Nichts, Diarmuid!

Irland Diarmuid na nGall

Hier muss ein kleiner Schlenker in das Elend der britischen Besatzung Irlands erlaubt sein, denn sie hängt eng mit den Normannen, den FitzGeralds und dem irischen König von Leinster, Diarmuid zusammen, von den Iren daher auch Diarmuid na nGall (Diarmuid von den Fremden) oder "der Mann, der die Normannen in das Land führte" genannt. Noch heute könnte man ihm nachrufen: Danke für gar nichts, Diarmuid!


Was für ein Bursche dieser König von Leinster war, lässt sich unschwer an seinen Taten erkennen. Er überfällt 1132 die Abtei Kildare, erschlägt viele Menschen, zündet die Kirche an, lässt die Äbtissin vergewaltigen und setzt seine Nichte als neue Äbtissin ein. Zehn Jahre später lässt er Adlige von Leinster, die sich gegen seine tyrannische Herrschaft auflehnen, blenden und ermorden. Verbissen kämpft er darum, Hochkönig von Irland zu werden. Nach unzähligen Kämpfen wird er jedoch entscheidend geschlagen. Doch Diarmuid ist ein schlechter Verlierer. Er reist dem englischen König Heinrich II. hinterher und fleht um Unterstützung. Heinrich II. erlaubt ihm, in England Unterstützung für die Rückeroberung seines Throns zu suchen. So bittet Diarmuid die Normannen Richard de Clare (alias Strongbow) und Maurice FitzGerald um Hilfe. Im Mai 1189 landen Maurice FitzGerald und Robert FitzStephen mit einer kleinen Streitmacht bei Wexford. Sie vereinigen ihre Streitmacht mit Diarmuids irischen Kämpfern. Die Anglonormannen setzen sich in Wexford fest. Im August 1170 landet Strongbow mit einer weiteren anglonormannischen Streitmacht in Irland; sie erobern Dublin. Als Diarmuid 1171 stirbt, wird Strongbow sein Erbe. Die Fremdherrschaft der Anglo-Normannen in Irland beginnt.


Die Invasion Irlands - folge den Motiven!

  1. Diarmuit war jedes Mittel recht, um wieder König von Leinster zu werden

  2. Der Papst erlaubt dem englischen König Irland zu besetzen, weil sie den keltisch-christlichen Glauben der katholischen Kirche einverleiben möchte

  3. Und, wie praktisch, mit Irland kann der englische König seinem Sohn "Johann Ohneland" endlich auch ein Territorium zuteilen


Der englische König vermacht Irland an Johann, der damit 1185 zum Lord of Ireland wird. Ab nun nutzen englische Monarchen den Titel Lord of Ireland auch weiterhin immer wieder, um ihren Anspruch auf die irische Insel zu untermauern. Doch zunächst beschränkt sich die englische Herrschaft nur auf einen immer schmaler werdenden Küstenstreifen rund um Dublin, Wexford und Enklaven in Nordirland. Der Rest der Insel bleibt vorerst durch irische Herrscher geprägt, die die einheimischen Bräuche pflegen, das Rechtssystem der Brehon Laws aufrechterhalten und Irisch sprechen.

Carton House, Co Kildare, Irland
Das kleine Bootshaus im Carton House Demesne

Zurück zu den Normannen bzw. den FitzGeralds und Carton House: Bis Anfang des 20. Jahrhunderts bleibt Carton House im Besitz der FitzGeralds, dann verkauft Edward FitzGerald, (1892–1976) sein Leibgedinge an den Geldverleiher, Sir Harry Mallaby-Deeley, um seine Spielschulden in Höhe von £ 67.500 zu bezahlen. Sein ältester Bruder, Maurice FitzGerald, (1887–1922), erbt als Kind das Herzogtum und die Ländereien, leidet aber an ernsten psychischen Krankheiten. Bis zu seinem Tod im Februar 1922, lebt er daher nicht im Carton House, sondern in einem Haus des psychiatrischen Krankenhauses Craig House in Edinburgh. Immerhin gibts dort ein Billardzimmer. Der zweitälteste Bruder, Major Lord Desmond FitzGerald (1888 – 1916), Offizier der Irish Guards, wird bei einem Unfall während einer Granatenvorführung in Calais im Ersten Weltkrieg getötet. So geht der größte Teil des Anwesens der FitzGerald-Dynastie verloren.


1923 kommt eine örtliche Abteilung der IRA nach Carton House, mit dem Ziel dieses Anwesen, wie so viele in jener Zeit, niederzubrennen. Angeblich werden sie gestoppt, da ein Familienmitglied der FitzGeralds ein großes Gemälde von Lord Edward FitzGerald zur Tür bringt und darauf hinweist, dass sie das Haus eines bekannten irischen Patrioten niederbrennen würden.


Im Zweiten Weltkrieg ist Carton House das Hauptquartier der 2. Infanteriedivision der irischen Armee. Ende der 1940er-Jahre verkauft der 8. Duke of Leinster (1914 – 2004) schließlich Carton House und die Reste des Anwesens. Käufer ist 1949 zunächst Ronald Nall-Cain, ein Multi-Millionen-Pfund schwerer Tory-Adliger, Geschäftsmann und Mitglied der alten Ulster-Familie Ó Catháin (O’Kane). Lord Brocket vermacht Carton House seinem jüngeren Sohn, David Nall-Cain, der später auf die Isle of Man zieht und das Haus 1977 an die Familie Mallaghan verkauft. Diese wiederum verkauft Carton House 2017 an John Mullen für schlappe € 57 Mio.


Manor House wird eine begehrte Film-Location

Zwei der dort gedrehten Filme sind Stanley Kubricks Barry Lyndon 1975 (mit Ryan O’Neal - Soundtrack von The Chieftains und The Big Red One 1980 mit Lee Marvin.

Regisseur Blake Edwards und seine Frau, die Schauspielerin Julie Andrews, lebten den Sommer und Herbst 1969 über in Carton House, während sie den Film Darling Lili drehten. Rock Hudson, der neben Andrews auch eine Hauptrolle spielt, lebte in dieser Zeit ebenfalls im Carton House. Später dient Carton House auch als Hauptdrehort des irischen Fernsehdramas Love/Hate.


Carton House Demesne heute

Im Jahr 2000 wird Carton House zum „Premier Golf Resort and Hotel“ umgebaut; mitsamt zwei Golfplätzen. Nichtsdestotrotz ist es eine wunderbare Gelegenheit für ausgedehnte Spaziergänge. Das Anwesen gehört zu einer der schönsten Parkanlagen Irlands im georgianischen Stil, besonders im Herbst sieht der Park sehr nach "indian summer" aus. Herrlich! Und das alles nur ca. 23 km westlich von Dublin in Maynooth, Co. Kildare.









Wie komme ich dorthin?

Man fährt auf der N4 und dann R148 nach Maynooth, oder man nimmt einen Zug oder Bus von Dublin aus. Die Fahrt mit dem Auto dauert etwa 30 Minuten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln etwa eine Stunde.








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