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Die Pyramiden Irlands

Irlands Pyramiden, das Howard Mausoleum, co Wicklow

Ja, richtig gelesen! In diesem Artikel möchte ich Euch zur Abwechslung mal Irlands Pyramiden vorstellen. Seit fast 5000 Jahren werden Pyramiden als Grabstätten genutzt, angefangen mit dem altägyptischen Pharao Djoser. Ein paar tausend Jahre später sieht ein irischer Adliger aus dem 18. Jahrhundert das außergewöhnliche Mausoleum des Pharaos und denkt sich vielleicht: "So etwas könnte ich auch gebrauchen".

Auf einem kleinen Anstieg, nördlich von Arklow, mit Blick auf den Avoca Fluss, sieht man eine Pyramide, die von Sir John Betjeman als "das größte Pyramidengrab jenseits der Ufer des Nils" bezeichnet wurde. Es steht auf der höchsten Position auf dem alten Friedhof von Kilbride, Co. Wicklow, und stellt die Ruinen der angrenzenden mittelalterlichen Kirche in den Schatten.


Ob das Howard-Mausoleum die größte Pyramide jenseits der Nilbänke ist, lässt sich schwer überprüfen, denn – obwohl Pyramiden symbolisch für das alte Ägypten stehen, wurden sie, solange wir Menschen begraben, als Grabmarker in Kulturen auf der ganzen Welt verwendet. Als der europäische Adel Pyramiden baute, um ihre sterblichen Überreste unterzubringen, taten sie dies als Hommage an die Macht und Geheimnisse der antiken Welt. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Ralph Howard, Viscount aus dem County Wicklow, 1785 eine Pyramide für seine Familie bauen lässt. Es ist der Höhepunkt des Neoklassizismus und damit eine Zeit, in der stilistische Nachahmungen Griechenlands, Roms und Ägyptens nicht nur die eigene Bildung, sondern auch den guten Geschmack widerspiegeln sollen.


Zum Gedenken an die vergangenen und künftigen Generationen der Howards ...


Porträt von Ralph Howard, später 1. Viscount von Wicklow
Ralph Howard, später 1. Viscount von Wicklow

Das lange Epitaph der Pyramide erklärt, das Mausoleum sei zum Gedenken an die Vorfahren errichtet worden, die ein Jahrhundert zuvor gestorben waren, und für die künftigen Generationen der Howards. In der Nähe der Pyramide befindet sich noch ein weiteres Mausoleum mit ägyptischen Einflüssen, ein Tempelgebäude, in dem offenbar die Leichen der "weniger bedeutenden" Howard-Verwandten untergebracht sind. Die Pyramide beherbergt 33 Platten für Särge, was manche als Hinweis auf Freimaurerverbindungen in Verbindung mit der geheimnisvollen Pyramide werten. Allerdings ist nur etwa die Hälfte der Plätze belegt. 1823 wird das Mausoleum ohne Angabe von Gründen versiegelt. Inzwischen, nach anderthalb Jahrhunderten der Vernachlässigung ist es von Efeu und Pflanzen überwuchert.


Nächtliche Schreie eines Babys auf dem Friedhof?


Das Howard Mausoleum, die Pyramide, Wicklow, Irland

Es heißt, dass der letzte in dieser Pyramide bestattete Leichnam der eines kleinen Howard war. Die Einwohner von Arklow sollen berichtet haben, sie hätten nachts die Schreie eines Babys auf dem Friedhof gehört; die Schreie verstummten erst, als der Leichnam entfernt und an einem anderen Ort bestattet wurde und die Pyramide für immer versiegelt war.


Das Howard Mausoleum im County Wicklow, Irland

Fakt ist: Als Ralph Howard von Shelton Abbey 1785 zum 1. Viscount von Wicklow ernannt wurde, entschied er, dass kein verstorbener Howard mehr in kalter Erde begraben werden sollte. Das neue Mausoleum, so Howard, soll einer Pyramide gleichen. Simon Vierpyl, ein englischer Bildhauer, der fast zehn Jahre lang in Rom Souvenirkopien alter Skulpturen für die Betuchten auf ihrer Grand Tour produziert hat, soll wohl, zusammen mit dem Architekten William Chambers (Castletown House), an der Pyramide gewirkt haben.


Im County Offaly findet man eine originalgetreue Nachbildung der Pyramiden von Gizeh


Kinnity Pyramide in Irland, co Offaly

Die Kinnitty-Pyramide wird in den 1830er Jahren als Grab für die Familie Bernard gebaut, die damals in Kinnitty Castle lebte, seinerzeit auch als "Burg Bernard" bekannt. Die Bernard Familie war dort übrigens bis 1946 ansässig. Hinter der Kirche St. Finian und an der Vorderseite des Ardmore Country House lässt sich das exotische Gebäude bewundern, das von Leutnant Colonel Richard Wellesley Bernard, Architekt und Ingenieur, in Auftrag gegeben wurde. Tja, so etwas passiert, wenn man den Militärdienst in Ägypten absolviert. Offenbar war Bernard von den Pyramiden sehr angetan und beschloss, sich und seiner Familie auch eine zu bauen. Warum auch nicht? Wir wissen nicht genau, wie lange an den ägyptischen, antiken Pyramiden gebaut wurde, bislang fand man keine Aufzeichnungen "Wir haben 20 Jahre an dieser Pyramide gebaut", doch dank Steinmetzzeichen und Jahreszahlen gehen Historiker davon aus, dass der Bau einer großen Pyramide im antiken Ägypten bis zu 20 Jahre gedauert haben könnte. Da war Bernard definitiv fixer; nach vier Jahren, im Jahr 1834, steht sie.


Mit 24 Jahren von einem tollwütigen Hund gebissen


Eingang zum Kinitty Mausoleum in Irland, Co Offaly

Stufen führen unter den Boden in die Pyramide, wo die Särge der Familie Bernard platziert wurden. Aufzeichnungen deuten darauf hin, dass dort 6 Särge platziert wurden. Die erste "Bernard", die dort bestattet wird, ist die junge Margaret, die 1842 im Alter von nur 24 stirbt, nachdem sie von einem tollwütigen Hund gebissen wurde. In den nächsten 65 Jahren folgen fünf weitere Bernards, u. a. Major Scroope Bernard im September 1857 im Alter von 38 Jahren, Lt Col Richard Wellesley Bernard 1877 und Col. Thomas Bernard am 13. Dezember 1882 im Alter von 66 Jahren. Das letzte Mitglied der Familie, Ellen Georgina, stirbt 1907 im Alter von 81 Jahren. Dann werden die Türen versiegelt.


Kinnity Pyramide, Mausoleum, Irland, Co. Offaly

Die Gelehrten streiten bis heute, warum die ägyptischen Pyramiden gebaut wurden. Die Theorien reichen von "Geltungssucht der gottgleichen Pharaonen" bis zu "Beschäftigungstherapie fürs Volk", da die Bevölkerung in Überschwemmungszeiten des Nils arbeitslos war. Und nein, heute geht man davon aus, dass nicht Sklaven die Pyramiden unter schrecklichen Bedingungen bauen mussten. Es wurden Hinweise gefunden, dass die Arbeiter wohlgenährt und gut bezahlt wurden. Immerhin wissen wir, warum in Irland Pyramiden gebaut wurden - sie dienen schlichtweg als Mausoleen. Statt Pyramiden hätte es auch das Taj Mahal in Miniaturform oder die römische Engelsburg werden können. Da hat Irland vielleicht noch mal Glück gehabt, oder? ;-)

Buch Irland wie es nicht im Reiseführer steht von Lisalina Sagner

Quellen:






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